Ein Nachmittag zwischen Maloja und Sils im Engadin
Das Bündnerlädali macht Ferien. Zwischen dem smaragdgrünen Wasser des Silsersees, der hinreissenden Bergkulisse des Engadins und der ruhenden Idylle des kleinen Weilers Isola, wird sich eine Auszeit genommen, um die Seele baumeln zu lassen.
Der Ausgangspunkt dieser Reise ist die Stadt Chur, sprich der Bahnhof der Kantonshauptstadt. Mit dem Regionalzug geht’s nach Thusis, um dort ins Postauto in Richtung Bivio zu steigen. Bivio, ein kleines, (offiziell) italienischsprachiges Dorf auf über 1700 Meter über Meer, welches sich am Fusse des Julierpasses in Richtung Engadin befindet.
Nach einer kurzen Verschnaufpause und frischer Bergluft, geht’s vom besagten Dörflein kurvig hinauf zum Julierpass. Das Postauto teilt sich dabei die Passstrasse mit zahlreichen Töffbegeisterten, welche sich an diesem Sonntag das einmalige Alpenpanorama bei bestem Wetter nicht entgehen lassen wollen.


Gespannt, was uns auf der anderen Seite erwartet, geht’s die vorherigen Kurven wieder hinab. Langsam, langsam weicht die karge Passlandschaft einem dichten Wald. Aufmerksame Postautofahrerende erhaschen bereits hier vereinzelt einen postkartenwürdigen Blick auf den Silvaplanersee, romanisch Lej da Silvaplauna.
Dort geht’s nun vorbei weiter talabwärts in Richtung St. Moritz, worauf dort spontan ins nächste Postauto nach Maloja (wieder zurück) gestiegen wird und an den drei bekannten Seen des Oberengadins vorbeigefahren wird.
Maloja, das kleine Dorf und gleichzeitig Eingang ins Bergell, ist eine Gemeinde, die Kunstinteressierte (Segantini, Giacometti) ebenso anzieht wie Ruhesuchende und Outdoor-Affine.




Nach ein paar Schritten in Richtung des Silsersees wird schnell klar, warum sich bedeutende Künstlerinnen und Künstler hierhin verirrten und die Gegend zum Schauspiel ihrer Kunst machten. Während sich steile Berge auf der anderen Seeseite emporschlagen, rasten wir zum ersten Mal in einer kleinen Bucht vor einem Camping, um die Füsse ins doch eher kühle Nass zu halten.

Die vorbeiziehenden kleinen Segelboote vervollständigen das Postkartenpanorama auf ihre Art und Weise und zaubern dem geneigten Fotoenthusiasten zum ersten Mal ein breites Lächeln auf die Lippen



Des Spektakels nicht weniger würdig ist der nachfolgende Blick auf einen kleinen, malerischen Weiler namens Isola, der sich etwa eine halbe Stunde später offenbart. Hier oben scheint die Welt noch in Ordnung zu sein. Fast kitschig mutet diese Ursprünglichkeit Isolas, zu Deutsch Insel, an.

Als wäre dies nicht bereits genug, erspähen wir kurz darauf ein Panorama, das seinesgleichen sucht. Zwei kleine Inselchen tauchen auf dem Horizont auf und vermitteln ein Gefühl, als wäre man in der Karibik. Kein Wunder fanden Philosophen wie Friedrich Nietzsche hier oben Kraft für ihre Ideen und Werke. Wer schon ein paar Schritte in den Waden hat, der gönnt sich eine Auszeit bei dieser atemberaubenden Kulisse in den Bündner Bergen.



Der Weg führt nun weiter entlang des wunderschönen Sees und findet seinen Abschluss bald im Dorf Sils im Engadin, welches neben klassischen Hotels und Restaurants mit dem Nietzsche-Haus auch kulturell einiges zu bieten hat. Wer nun hungrig geworden ist, gönnt sich feine Capuns, Maluns oder eine andere Bündner Spezialität in einer der örtlichen Beizen.

Wir, geschafft von diesem einmaligen Spaziergang, welcher in etwa 2.5 Stunden dauerte und sicherlich noch lange in Erinnerung bleiben wird, setzen uns erneut ins Postauto in Richtung St. Moritz und fahren von dort via bekannter Albulastrecke zurück nach Chur. Eine Reise, die es zweifelsohne in sich hat und Natur, Kultur und Bündner Gelassenheit verbindet.