Zu Besuch in der Surselva
Malerisch wird der Gast in der Surselva zu Deutsch «oberhalb des Waldes» begrüsst. Das Tal, sprich die Täler – auch bekannt als Bündner Oberland – haben uns am letzten Wochenende eingeladen, dem Stadttrubel für einmal zu entfliehen und die sursilvanische Ursprünglichkeit zu entdecken.

Wir starten unsere Entdeckungstour in der ältesten Stadt der Schweiz. Auf dem Gleis 12 steigen wir in Chur in den roten Zug in Richtung Disentis/Mustér. Ein erstes Highlight zeigt sich dem geneigten Zugfahrer bereits nach weniger als einer Viertelstunde bei Reichenau zur Rechten (auf der untenstehenden Karte nicht zu sehen, jedoch kurz vor Bonaduz): Dort nämlich kommen Hinter- und Vorderrhein zusammen und fliessen ab da offiziell als Rhein talabwärts.

Fürs erste geht’s heute jedoch talaufwärts weiter. Während sich der Zug langsam durch die Rheinschlucht schlängelt, gilt es ein erstes Mal tief Luft zu holen. Denn das gebotene Panorama vermag auch den staun unwilligsten Zeitgenossen zu einem Augenblick der Entzückung zu bewegen.
Kurze Zeit später, an einem sonnigen, lauen Tag Ende Mai, nähert sich die Ankunft an der Haltestelle zwischen Sumvitg und Cumpadials. Von hier sind es etwa zehn Minuten in beide Richtungen. Heute geht’s à piedi weiter nach Disentis/Mustèr.

Sowohl die Subaruklänge vorbeifahrender Autos als auch das Läuten der Kuhglocken vermögen nicht darüber hinwegzutäuschen, dass hier oben trotz der herrschenden Ruhe Zivilisation herrscht.
Die kleine Wanderung startet mit der Durchquerung des bildhübschen Dörfchens Cumpadials und folgt mit der Ankunft am Vorderrheinufer.

Die Reise geht weiter dem Fluss entlang, mal rauf, mal runter. Die Vegetation ist üppig derzeit, grün dominiert und wird lediglich unterbrochen durch das dezente Zwitschern der anwesenden Vögel.

Immer mal wieder kommen einem andere Spazierwanderer entgegen, man grüsst sich und merkt schnell, dass die Zeit hier oben etwas langsamer, etwas mehr “patschifig” läuft.
Auch als uns ein älterer Herr so um die 70 entgegenkommt und mit einem fröhlichen “Bun di” begrüsst, merken wir schnell, dass nicht nur die hiesige Architektur sondern auch die Menschen selbst ursprünglich und bodenständig sind. Nach ein paar getauschten Zeilen und ein paar Anekdoten beidseits, nehmen wir dann die letzte Etappe in Angriff.

Die Reise geht vorbei an Madernal und Disla, worauf nach einem letzten kurzen Aufstieg das Dorf Disentis/Mustér erreicht wird.
Dieses empfängt uns mit der typischen Mischung aus Gelassenheit und Geschichte. Der Blick schweift über die Dächer des Dorfes, während im Hintergrund bereits das Benediktinerkloster auf sich aufmerksam macht.
Wir setzen uns kurz auf eine Bank, lassen die Eindrücke der Wanderung Revue passieren – und wissen: Die Surselva hat uns ein Stück ihrer Ursprünglichkeit gezeigt. Und wir kommen bestimmt wieder…